– Nachhaltigkeit –
Wildpflanzen sind unsere natürlichste und nachhaltigste Lebensmittelressource. Warum mit großem Energieaufwand Pflanzen an Orten anbauen, wo sie nicht freiwillig wachsen? Warum ganze Landschaften in Monokulturen verwandeln? Warum nicht einfach sammeln, was von alleine wächst – das ist der bestechend einfache Gedanke. Lokal, saisonal, energieneutral – Wildpflanzen erfüllen alle ökologischen Anforderungen. Als Bestandteil unserer Nahrung können sie einen Teil der Landwirtschaft ersetzen – sie sind damit eine Alternative zum Anbau. Wie viel Landwirtschaftsfläche und Energieressourcen könnte man auf diese Weise einsparen? Wildpflanzennutzung bedeutet Naturschutz, da Naturhabitate in ihrer ursprünglichen Form erhalten werden oder wieder in weitestgehend „natürliche“ Räume zurückgeführt werden (Agro foresting). Statt Salat anzubauen – lasst uns Löwenzahn und Giersch essen! Lasst uns dem invasiven Japanischen Knöterich mit der Gabel zu Leibe rücken! Erhalten durch Aufessen – dieses Motto unterstützt das (wenige) Wilde, das es noch gibt in unserer überkultivierten Landschaft.
– Traditionserhalt & neue Geschmackserlebnisse –
In vielen Ländern ist das Sammeln und Verarbeiten von Wildpflanzen noch Teil der Tradition und Kultur. Der Kauf dieser traditionell hergestellten Produkte sichert den Menschen ihren Lebensunterhalt und ihre Lebensweise. Wildpflanzen gehören zur Kulturgeschichte, die bei uns schon zum Großteil verloren gegangen ist. Wer weiss schon, wie Brennesselsuppe schmeckt? Der Erhalt traditioneller Verarbeitungstechniken (einmachen, einlegen, fermentieren etc.) trägt bei zum Erhalt alter Kulturpraktiken, Lebensweisen und Ökosystemen. Gleichzeitig spielen Wildpflanzen aber auch in der zeitgenössischen Gastronomie eine innovative Rolle: Mit ihrem experimentellen Zugang haben Restaurants wie das „Noma“ (als weltbestes Restaurant mehrfach gekürt) in Kopenhagen schon lange gezeigt, wo der Platz von Wildpflanzen in der modernen Küche sein kann – mit neuen aufregenden Zubereitungen ihrer regionalen Zutaten. Wildpflanzen sind ein Weg, die Speisekarten neu zu schreiben und unbekannte Geschmäcker zu entdecken. Darüber hinaus geht es darum, neue Geschmackserlebnisse zu offenbaren, eine Entdeckungsreise zu unternehmen, eine spannende und bereichernde Erweiterung des Speiseplans jenseits unseres Kulturgemüses anzuregen.
– Gesundheit –
Auch hier haben Wildpflanzen erstaunliches zu bieten: ihr Nährwert liegt oftmals weit über dem kultivierter Gemüsesorten. 100 Gramm Löwenzahn, Vogelmiere oder Brennessel haben beispielsweise einen vielfach höheren Gehalt an Vitamin A und C, an Magnesium, Kalium oder Eisen als Kopfsalat, Mangold oder Rotkohl. Der Grund: im Züchtungsverlauf des Kulturgemüses, der vor allem auf die Verfeinerung des Geschmacks zielte, gingen viele nützlichen Inhaltsstoffe verloren. Gerade die Bitterstoffe der Wildpflanzen sind besonders gesund – und mit der richtigen Zubereitung schmecken sie köstlich!